In diesem Artikel beschreiben wir, wie eine Krankheit medizinisch aufgeschlüsselt wird. Auf diese systematische Weise werden dann alle Aspekte einer bestimmten Krankheit zusammengetragen.

Sie finden hier eine ausführliche Zusammenstellung der Häufigkeiten, Ursachen, diagnostischen Methoden und Behandlungsmöglichkeiten von Krankheiten sowie der Vorbeugungsmöglichkeiten.

Vorweg aber ein warnendes Wort: Wer sich ausführlicher mit der Theorie von Krankheiten beschäftigt, vergisst schnell, dass hinter der Krankheit ein Mensch steht. Deshalb hier schon am Anfang ein Merksatz:

Wir behandeln keine Krankheiten, sondern Menschen

 Beschreibung einer Krankheit

  • Häufigkeit: Wie viele Menschen sind betroffen? Bekommen nur bestimmte Menschen diese Krankheit? Auch: Wie viele sterben daran?
  • Ätiologie: Ursache einer Erkrankung. Nicht immer bekannt.
  • Pathogenese: Was macht diese Ursache im Körper? Wie reagiert der Körper darauf? Bei jeder Krankheit beschreibbar, aber oft bleibt die Frage nach dem warum.
  • Klinik: Die Symptome, die eine Krankheit machen kann.
  • Diagnostik: Wie kann man die Krankheit feststellen?
  • Differentialdiagnose (DD): Welche Krankheit könnte es noch sein (weil sie so ähnlich ist)?
  • Verlauf
  • Therapie: Behandlung der Krankheit
  • Prognose: Wie viele Patienten werden gesund? Wie viele behalten Schäden?
  • Prophylaxe: Vorbeugung

Diese Punkte werden in den nächsten Kapiteln ausführlich behandelt:

Häufigkeit

Es gibt verschiedene statistische Begriffe, um die Häufigkeit zu beschreiben:

  • Inzidenz: Anzahl Neuerkrankungen an dieser Krankheit/Jahr
  • Prävalenz: Anzahl an dieser Krankheit Erkrankter zu einem bestimmten Zeitpunkt
  • Morbidität: An dieser Krankheit Erkrankte/bestimmte Bevölkerungsgruppe (z. B. pro 100.000 Einwohner)
  • Mortalität (Sterblichkeit): An dieser Krankheit Verstorbene/bestimmte Bevölkerungsgruppe/bestimmter Zeitraum (z. B. pro 100.000 Einwohner pro Jahr)
  • Letalität: An dieser Krankheit Verstorbene/an dieser Krankheit Erkrankte (in %)

Weiterhin gibt die Häufigkeit Informationen darüber, ob bestimmte Bevölkerungsgruppen besonders betroffen sind (z. B. doppelt so viele Männer wie Frauen, nur Kinder, besonders im Mittelmeerraum…)

Hierher passt auch das Risiko, das jemand hat, an dieser Krankheit zu erkranken (das kann man aber auch bei der Ätiologie mitbesprechen).

Risiko

Eine Erläuterung des Begriffs Risiko

Jeder kennt den starken Raucher, der immer gesund mit 90 vom Dach fiel und die gesund Lebenden, die früh an Krebs dahingesiecht sind. Daraus schließen nun einige, dass die Risiko-Statistik falsch sei.
Für den Patienten ist es häufig nicht einsichtig, da „Risiko erhöht“ für ihn heißt: Praktisch jeder ist betroffen. Da das nicht stimmen kann, schließt er daraus, dass die Statistik falsch ist und verwirft den Warneffekt der Zahlen.

Rauchen ist der entscheidene Risikofaktor für diverse Krebserkrankungen, Herzinfarkte und Schlaganfälle. Das heißt jedoch nicht, dass jeder Raucher Krebs oder einen Schlaganfall bekommt. Aber wesentlich mehr Raucher als Nichtraucher.

Genauer:

  • Das Herzinfarktrisiko bei 30-49jährigen Rauchern ist fünffach erhöht
  • Zigarettenrauchen kann 25 lebensbedrohliche Krankheiten auslösen
  • Die Hälfte aller chronischen Raucher bezahlt das Rauchen mit dem Leben

Ätiologie

Die Ursache einer Erkrankung

Krankheitserreger

  • Bakterien, Viren, Pilze, Protozoen, Würmer…

Hier finden Sie eine ausführliche Beschreibung der Krankheitserreger

Fehlsteuerung im eigenen Körper

  • Immunsystem
    • Allergien
    • Autoimmunerkrankungen
  • Zellwachstum
    • Tumoren
  • Stofftransport
    • Kreislaufstörungen
    • Ödeme (Ansammlung von Wasser in Gewebe)
  • Stoffwechsel
    • Stoffwechselerkrankungen
  • Hormonsystem
    • Hormonstörungen
  • Psyche
    • Ist wohl immer beteiligt, somit sind fast alle Krankheiten mehr oder weniger psychosomatisch

Krafteinwirkung von außen

  • Physikalisch = Trauma
    • Mechanisch: Stich, Stoß, Schlag, Biss
    • Thermisch: Wärme, Kälte
    • Elektrizität
    • Strahlen
    • Atmosphärischer Druck
  • Chemisch
    • Laugen, Säuren

Fehlernährung

  • Überangebot
  • Mangelerkrankungen
  • Genussmittel, Drogen, Medikamente, Vergiftungen

Angeborene Störungen

  • Vererbt
  • In Schwangerschaft erworben

Soziale Krankheitsursachen

  • Not, Hunger, Armut, Isolierung, Ablehnung… (eng mit psychischen Ursachen verknüpft)

Unbekannt

  • Recht häufig

Die Einteilung soll nur eine Hilfe sein, vieles überschneidet sich (z. B. kann eine in der Schwangerschaft erworbene Erkrankung durch einen Virus, Tumoren können durch Strahlen, psychische Störungen können durch Medikamente verursacht sein).

Nicht verwechseln: Ursache und Auslöser einer Erkrankung.

Pathogenese

Die Pathogenese untersucht, was passiert, wenn die Ursache auf den Körper trifft.

Der Organismus hat auf eine Noxe (krankheitserregende Ursache) nur eine begrenzte Zahl von immer denselben Antwortmöglichkeiten, mehr oder weniger stark, manchmal kombiniert, die alle auch natürlicherweise vorkommen (dann in der Regel schwächer).
Beispiel: Flüssigkeitsabsonderung von Schleimhäuten und Tränendrüse:

  • Natürlich: Befeuchtung von Augen als Schutz gegen Austrocknung, Flüssigkeitsabsonderung der Nasenschleimhäute zum Anfeuchten der Atemluft, damit auch Infektionsschutz und Schadstoffabtransport
  • Derselbe Mechanismus besonders ausgeprägt und begleitet von Schwellung bei den verschiedensten Ursachen (dann als Schnupfen oder Tränen): Viren, Allergien, beißende Gerüche, Kälte, Fremdkörper, psychisch (Weinen)

Das ist ein Beispiel dafür, was die Pathogenese untersucht.
Es geht immer um den Entstehensmechanismus, dabei auch um die Frage:
Weshalb macht eine bestimmte Noxe krank (oder warum nur bei einigen Menschen, bei anderen nicht) und wie verändern sich Körperstrukturen dabei (z. B. Zellen, Schwellung s. o.).

Für die Frage nach dem „warum“ muss man das Zusammenspiel zwischen Krankheitsursache und Krankheitsbereitschaft des Organismus untersuchen:

  • Geeignete physikalisch-chemische Bedingungen für die Noxenwirkung, z. B.
    • bestimmte Bakterien wachsen nur bei Sauerstoffmangel oder umgekehrt
    • Stäube führen nur bei einer bestimmten Größe zu einer Staublunge (zu klein: Werden wieder ausgeatmet, zu groß: Kommen nicht so tief in die Lunge)
  • Exposition: Gesamtheit aller äußeren Noxen, denen der Organismus ausgesetzt ist
  • Disposition: Krankheitsbereitschaft des Organismus
    • Prädisponierende Faktoren = Faktoren, die die Krankheit begünstigen
    • Z. B. geschwächt durch Stress, durch eine andere Krankheit
    • Alte Menschen und Kleinkinder bilden weniger Abwehrstoffe gegen Bakterien, sie haben somit eine altersbedingte Disposition für Infekte
    • Ererbte Anlagen können Krankheiten begünstigen, dann ist die ererbte Anlage nicht die Ursache, sondern Disposition
    • Auch Geschlecht, Rasse…
  • Resistenz: Widerstandskraft gegen Noxe
    • Unspezifisch: Nicht gegen bestimmten Erreger gerichtet (z. B. pH-Wert von Haut und Magen, Hautreißfestigkeit)
    • Spezifisch = Immunität: Gegen bestimmte Erreger gerichtet (Antikörper = Eiweiß unseres Körpers, das sich auf ein typisches Antigen setzt und damit die Immunabwehr in Gang bringt)
  • Konstitution: Alle angeborenen körperlichen, seelischen, geistigen Eigenschaften wie Größe, Aussehen, Körpertyp, Widerstandskraft… (= Summe aus Disposition und Resistenz, soweit angeboren)

Klinik

Gesamtheit der Symptome

Symptom = Krankheitszeichen
Syndrom = Symptomenkomplex. Gruppe von Symptome, die in typischer Kombination zu einer Krankheit gehören, z. B. Reiter-Syndrom mit dem Symptomen Arthritis (Gelenkentzündung), Urethritis (Harnröhrenentzündung), Konjunktivitis (Bindeheutentzündung).

Die Stärke eines Symptoms lässt nicht immer einen Rückschluss auf die Schwere der Krankheit zu:

  • Oft zeigen Krankheiten im Anfangsstadium kaum Symptome, so auch die meisten bösartigen Geschwüre (dann ist es oft schwer für den Patienten zu verstehen: Gestern noch „gesund“, heute schwer krank mit nur leichten Symptomen)
  • Heftige Symptome müssen nicht eine schwere Erkrankung ausmachen: Starke Übelkeit und Schwindel, Gehstörungen, Wahrnehmungsstörungen nach übermäßigen Alkoholkonsum sind nicht unbedingt Grund zur Sorge

Relativ häufig werden selbst starke Symptome aus Angst vor Krankheit ignoriert, das führt zur Verzögerung der Therapie mit Heilungserschwernis. Andererseits kommen manche Patienten wegen jedem Wehwehchen und verstärkter Selbstwahrnehmung aus Angst vor Krankheit zum Arzt und haben eine umfangreiche (Eigen-) Therapie.

  • Objektive Symptome: Mit den Sinnen wahrnehmbar und messbar:
    • Fieber, Lähmungen, Schweiß, Schwanken, Hautveränderungen, Muskelverhärtung, Krämpfe, Wunden, Schwellungen
  • Subjektive Symptome:
    • Schmerzen, Atemnot, Schwindel, Hitzewallungen, Angst, Müdigkeit, Druck, Schlaflosigkeit, Übelkeit, Nervosität
    • Da diese nicht messbar oder mit den Sinnen begreifbar sind, ist die Versuchung beim Therapeuten groß, diese weniger zu werten
    • Auch subjektive Symptome sind wichtig, aber Vorsicht bei der Deutung durch Patient (Z. B. sind „Nierenschmerzen“ fast immer Rückenschmerzen), deshalb sollte man sich subjektive Symptome immer genau beschreiben lassen

Diagnostik – Körperliche Untersuchung

Untersuchung ohne oder mit nur sehr einfachen Hilfsmitteln (Stethoskop, Blutdruckmanschette, Spatel, Reflexhammer, Lampe, Wattestäbchen, Handschuh)

Ohne eine sichere Diagnose gibt es keine effektive Therapie, deshalb ist auf die Diagnostik größter Wert zu legen.
Jeder Patient gehört angefasst, ohne fehlen die wichtigsten Informationen. Dabei ist aber zu beachten, dass man Untersuchungen nicht mit Abstand verlegen mit spitzen Fingern (unangenehm und knochig) durchführt, sondern freundliche Nähe mit ganzer Hand (angenehmer für Patienten und viel genauere Information) signalisiert.
Dabei ist das oberstes Gebot: Züchtig, Grenzen beachten, die der Patient signalisiert.
Müssen diese Grenzen durchbrochen werden (öfter bei körperlicher Untersuchung möglich), dann immer erklären, was gemacht wird.
Takt: So kurz wie möglich ausgezogen lassen, besonders im Schambereich.
Um nichts zu übersehen, systematisch von Kopf bis Fuß vorgehen. Die Untersuchung findet überwiegend am liegenden Patienten statt.
Eine Untersuchung sollte möglichst immer im Seitenvergleich durchgeführt werden, damit pathologische (krankhafte) Befunde erkannt werden.
In Notfällen beschränkt man sich natürlich auf die lebenswichtigen Funktionen: Atmung, Herz-Kreislauf-System.

Anamnese

Noch keine Untersuchung, sondern Befragung des Patienten

  • Aktuelle Anamnese: Welche Beschwerden jetzt (Dauer, zeitlicher Verlauf, Stärke, Art, Ort, Auslöser…), wie fing die Krankheit an, was hat der Patient schon selbst versucht
  • Eigenanamnese: Frühere und chronische Krankheiten, Krankenhausaufenthalte, Operationen, Allergien
  • Familienanamnese: Krankheiten der Eltern, Geschwister…
  • Sozialanamnese: Beruf (Ursache der Erkrankung? Wiedereingliederung?), Alter, Familienstand
  • Medikamentenanamnese: Welche Medikamente nimmt der Patient, Dosierung, Nebenwirkungen. Alkohol, Rauchen, Drogen
  • Fremdanamnese: Befragen der Angehörigen (wenn Patient nicht Auskunft geben kann: Kinder, Bewusstseinsgestörte)

Hier ist alles interessant, was einen Bezug zur Erkrankung haben könnte (z. B. für die Ursachen oder für die Zukunft des Patienten).
Zunächst lässt man den Patienten frei erzählen, dann möglichst genau nachfragen und herausarbeiten, doch Vorsicht vor Suggestivfragen.
Immer so fragen, dass der Patient dies verstehen kann. „Ist Blut im Stuhl?“ kann der Patient oft nicht beantworten, da er nicht weiß, dass Blut den Stuhl pechschwarz färbt.
Der Umfang der Anamnese richtet sich nach den Beschwerden: Ein einmaliges Nasenbluten braucht keine Familienanamnese.
Je sorgfältiger die Anamnese erhoben wird, desto genauer ist die Verdachtsdiagnose und desto gezielter können technische Untersuchungsmethoden eingesetzt werden.

Inspektion

Gesamteindruck, Körperhaltung, Statur, Bewegungsabläufe, Gestik, Mimik…

  • Allgemeinzustand (AZ: Gut, reduziert…)
  • Ernährungszustand (EZ)
  • Formveränderung (z. B. Gelenke, Knochen, Muskelabbau)
  • Abnorme Haltung der Gliedmaßen
  • Hautbeschaffenheit, Farbe (Blässe, Ikterus [Gelbsucht], Zyanose [blaurote Verfärbung]), Hautanhangsgebilde
  • Lokalbefund (Hautveränderung, Rötung…)

Palpation

Berühren, Betasten
Größe, Form, Struktur, Konsistenz, Temperatur, Beweglichkeit eines Befundes. Druckschmerz.

  • Schilddrüse: Größe, Knoten
  • Puls:
    • An der Arteria radialis (auch gut: A. carotis, A. femoralis): Anzahl der Schläge, Rhythmik. Erlaubt Rückschluss auf das Herz
    • Normalerweise entspricht die Pulszahl der Herzfrequenz. Norm 60-100 Schläge/min, Sportler niedriger
    • An allen zugänglichen Arterien (zusätzlich A. poplitea, Fußarterien…): Die Stärke erlaubt Rückschluss auf die grobe lokale Durchblutung, mit Einschränkung auf den Kreislauf
  • Stimmfremitus: „99“ so tief wie möglich sagen lassen, Vibration verstärkt bei Pneumonie (Lungenentzündung, abgeschwächt bei Pneumothorax (Luft im Brustkorb mit Zusammenfallen eines Lungenflügels)
  • Bauch: Vorsichtig mit flacher Hand (nicht mit spitzem Finger stechen), warme Finger
    • Epigastrium (Magengrube), Oberbauch, Unterbauch, Becken
    • Leber- und Milzgröße (Vorsicht!) (wie weit ragen sie beim Einatmen unter Rippenbogen hervor, normalerweise die Milz gar nicht), Abwehrspannung, Resistenzen (meist Stuhl, sonst Tumoren, Zysten [= Abgekapseltes, flüssigkeitsgefülltes Geschwulst]), Loslassschmerz (Reizung Bauchfell, besonders Blinddarmentzündung)
  • Rektum (Enddarm): Per Finger: Prostata (Größe, Konsistenz), Tumoren (Wichtig bei der Früherkennung: 2/3 aller Colonkarzinome liegen im Rektum/Sigmoideum, 1/3 davon ist durch Palpation zu finden, deshalb ist es wichtig, die Krebsvorsorge zu nutzen)
  • Genitalorgane
  • Lokalbefund

Perkussion

Beklopfen. Rückschluss auf die Dichte des Gewebes, auch Klopfschmerz

  • Klopfschall: Rückschluss auf darunter liegendes Gewebe, mit dem Finger locker aus dem Handgelenk auf den eigenen Finger klopfen
    • Sonor: Der normale laute, tiefe, anhaltende Schall an der Lunge
    • Hypersonor: Lauter, länger anhaltend: Wenn weniger Gewebe vorliegt (Emphysem = Überblähung des Lungengewebes)
    • Gedämpft: Bei dichterem Gewebe (Leber, Herz, Gewebeverdichtung [Pneumonie = Lungenentzündung, Pleuraerguss = Flüssigkeitsansammlung im Lungenfell])
    • Tympanisch: Klanghaft (bei luftgefüllten Darmschlingen)
  • Klopfschmerz
    • Besonders an Schädel, Nasennebenhöhlen, Wirbelsäule, Nieren
    • Am Kopf direkt mit den Fingern, an der Wirbelsäule und Nieren vorsichtig mit der Faust

Auskultation

Abhorchen mit dem Stethoskop

  • Herz
    • Extratöne, Geräusche durch Klappenfehler, Rhythmus
  • Lunge
    • Rasselgeräusche: Pfeifen, Brummen (zäher Schleim), blasige Rasselgeräusche (Wasseransammlung)
    • Vermindertes (Pleuraerguss = Flüssigkeitsansammlung im Lungenfell, Pneumonie = Lungenentzündung), verlängertes (Asthma) Atemgeräusch
    • Reibegeräusche (Pleuritis = Entzündung im Lungenfell)
    • Man hört jedoch nur etwa 4 cm tief
  • Darm
    • Darmgeräusche: Hinweis auf Paralyse (Lähmung), Ileus (Darmverschluss), Meteorismus (Blähungen)
  • Gefäße
    • Fließgeräusche durch Stenosen (Verengungen)

Funktionsprüfungen

  • Steh- und Gehversuche (Gleichgewicht, Lähmungen)
  • Bewegungsprüfungen, Bewegungsumfang
  • Durchbewegen von Gelenken, Muskelspannung und Kraft
  • Prüfung von Koordination (Finger-Nase-Versuch, Klavierspielen)
  • Reflexe (mit kleinem Hammer)
  • Pupillenreflex (Lichteinfall)
  • Seh-, Hörprüfungen
  • Sensibilitätstests (Berührung, Temperatur, Schmerzen, Vibration…)
  • Hirnleistungstests (Sprache, Konzentration, Merkfähigkeit, Orientiertheit…)
  • (Indirekte) Blutdruckmessung (RR): Manschette am Oberarm wird mit einem Manometer so lange aufgepumpt, bis Arterien abgedrückt sind. Dann wird die Luft langsam abgelassen, dabei mit dem Stethoskop in der Ellenbeuge auskultiert. Man hört die Korotkoff-Geräusche
    • 1. Auftreten: Maximaler Druck, mit dem das Blut durch die Arterien fließt = Kompression überwindet. Bei Eintreffen der Pulswelle vom Herz = systolischer Blutdruck (Alternativ mit Pulspalpation an A. radialis: 1. Puls)
    • Verschwinden = Druck, der bei der Herzdiastole (also wenn keine Pulswelle ankommt) in den Arterien ist
    • Der Druck ist je nach Ort unterschiedlich: Beine höher (Schwerkraft), Venen sehr niedrig
    • Grenzwert: 140/90, Hypertonus (Bluthochdruck): 160/95. Die Einheit ist mmHg (Millimeter Quecksilbersäule)
      Im Alter etwas großzügiger, alte Menschen sind mehr durch Hypotonus (zu niedriger Blutdruck) gefährdet.

Diagnostik – Technische Untersuchungsmethoden

Trotz des Umfanges ist dies nur ein kleiner Überblick, es gibt massenhaft weitere Untersuchungsmethoden.
Die Vorstellung der Methoden hört sich immer gut und leicht an. Doch keine Untersuchung hat eine 100% Trefferquote, oft wesentlich geringer. Darum kann man sich nicht allein darauf verlassen, das gelegentliche Übersehen von Krankheiten ist auch bei umfangreicher Technik unvermeidlich.

Begriffe:

  • -graphie = Aufzeichnungs-, Darstellungsverfahren
  • -metrie = Messverfahren
  • -skopie = Verfahren zum Ansehen des Verborgenen (z. B. Vergrößerung: Mikroskop)
  • -tomie = Schnitt, Eröffnung
  • Zur Unterscheidung: -stomie = Operative Schaffung einer bleibenden Öffnung

Punktionen

  • Blutentnahme
    • venös:
      • Aus Venen der Ellenbeuge, Unterarm, Hand. Unkompliziert, ungefährlich (das häufigste Risiko ist lediglich ein Bluterguss). Wenn dort nichts zu finden ist: Vena femoralis in der Leiste (diese ist groß, liegt allerdings direkt neben der Arterie)
      • Methode: Desinfizieren, Stauen, Nadel mit wechselbaren aufsetzbaren Röhrchen (je nachdem, was ich untersuchen will, wird das Blut mit Chemikalien darin ungerinnbar oder nur haltbar gemacht)
      • Je nach interessierendem Parameter Untersuchung von: Vollblut, Plasma (ohne Blutkörperchen), Serum (ohne Blutkörperchen [können zerfallen und Blutwerte verfälschen] und Fibrin [ist für Gerinnung verantwortlich])
      • Laboranalyse: Blutkörperchen, gelöste Blutbestandteile (z. B. Elektrolyte, Eiweiß, Blutfette, Enzyme, Hormone, Gerinnungsfaktoren, Antikörper, Medikamentenspiegel. Die letzte zwei sind umfangreicher und teurer), Blutgruppe
      • Zytologie: Ausstrich auf einem Objektträger, verschiedene Anfärbungen. Im Mikroskop wird die Anzahl und der Zustand der verschiedenen Blutkörperchen beurteilt. Mikroskopie eines ganzen Bluttropfens auch zum Nachweis von Malariaerregern
      • Mikrobiologie: Nährlösung zum Anzüchten von Bakterien (bei Sepsis = „Blutvergiftung“ = Bakterien oder Pilze im Blut)
      • Auch als Therapie: Aderlass, Blutspende
    • Arteriell: Aus der Arteria femoralis, auch zur Dauerüberwachung über die Arteria radialis. Für Blutgasanalyse (BGA) zum Rückschluss auf die Lunge, z. B. bei Asthma oder zum Feststellen der Notwendigkeit einer Beatmung
    • Kapillar: Aus dem Ohr oder der Fingerbeere zum Blutzucker-Schnelltest
  • Pleurapunktion (Pleura = Lungenfell), Aszitespunktion (Aszites = Flüssigkeitsansammlung im Bauchfell), Gelenkpunktion: Gewinnen von Erguss zur Laboranalyse und Mikrobiologie (Ursache: Entzündlich? Tumor? Autoimmun?)
    Vor allem auch therapeutisch zum Entlasten
  • Liquorpunktion: Punktion in Lendenwirbelsäule. Zur Laboranalyse und Mikrobiologie.
    Bei unklaren Erkrankungen des Zentralen Nervensystems

Biopsie

Gewebeentnahme durch Punktion, Probeexzision (Exzision = Ausschneidung), Zangenbiopsie (unter Endoskopie). Die Proben werden in die Histologie gegeben, der Pathologe macht davon Feinschnitte, Anfärbungen, dann Mikroskopie, Elektronenmikroskopie…

Beispiele:

  • Knochenmarkpunktion: Zusammensetzung der blutbildenden Zellen (Leukämie, Blutbildungsstörungen mit Anämie [= Blutarmut]). Die Nadel wird in den Beckenkamm oder das Brustbein (nur noch selten) eingeführt. Auch zur Therapie: Knochenmarkspende
  • Leberbiopsie: Mit Nadel. Abklärung z. B. einer unklaren Hepatitis (Leberentzündung)
  • Tumorbiopsie: Zur Abklärung der Gutartigkeit
  • Muskel-/Nervenbiopsie: Kleine Exzision (= Ausschneidung). Besonders zur Diagnose bei generalisierten Nerven-/Muskelerkrankungen.
  • Magenbiopsie: Gutartigkeit eines Ulcus (= Geschwür), Nachweis von Bakterien bei einer Magenspiegelung

Abstrich

  • Suche nach Bakterien und Pilzen
  • Mit einem sterilem Tupfer oder einer Metallöse wird eine Probe in ein Nährmedium eingebracht (meist vorgefertigt in Reagenzgläsern oder Petri-Schalen). Mikroskopische Darstellung, da die Erreger aber meist zu klein und zu wenig sind, ist ein Anzüchten in einer mikrobiologischen Praxis notwendig
  • Nährmedium unterschiedlich je nach dem erwarteten Krankheitserreger (z. B. Agar, Eier, Fleischextrakt). Auch zur Resistenzbestimmung geeignet (Plättchen mit verschiedenen Antibiotika werden auf die angezüchteten Kolonien aufgebracht)
    Nebenbemerkung: Für Viren (nicht aus Abstrich, sondern aus Blut oder Liquor gewonnen): Hühnerembryonen, Zellkulturen, Versuchstiere (nur noch selten nötig)
  • Beispiele: Haut, Schleimhaut, Mandeln, Muttermund, Wunde, Eiter
  • Von Muttermund oder Vaginalabstrich auch Zytologie möglich (zur Krebsfrüherkennung), von Mundschleimhautabstrich auch Chromosomenanalyse (Geschlechtsbestimmung, Diagnose genetischer Defekte) möglich

Weitere nichtinvasive Materialentnahmen

  • Urin
    • Mittelstrahlurin (Desinfektion, erste Portion verwerfen, mittlere in Becher, letzte wieder verwerfen). Dadurch ist die beste Aussage über die Blase möglich
    • Zytologie (Aussage über die Niere, z. B. Nachweis roter Blutkörperchen bei Entzündung oder Stein), Mikrobiologie, Stix für Chemie, Labor für Sonderuntersuchungen (Drogen)
    • Wenn Mittelstrahlurin nicht zu gewinnen ist: Klebebeutel für Kinder, Einmalkatheter
    • 24-Stunden-Sammelurin zum Feststellen der gesamte Ausfuhrmenge (meist im Vergleich zur Einfuhr)
  • Sputum
    • Auswurf in Becher auffangen zur Inspektion (Blut, Eiter) oder Mikrobiologie (besonders zum Nachweis einer Tuberkulose)
    • Absaugkatheter, nur bei betäubten Patient/Koma oder bei Bronchoskopie per Spülung. Zum Nachweis von Krankheitserregern in der Mikrobiologie und zum Nachweis von Tumorzellen
  • Stuhl
    • Mit Löffel in Röhrchen eingebracht. Würmer können per Mikroskop nachgewiesen werden, Labor für die Zusammensetzung (selten), Mikrobiologie zum Nachweis von Salmonellen oder Viren bei Kindern mit hartnäckigem Durchfall
    • In vorgefertigten Briefchen für verborgenes Blut (Tumor, Polyp)
  • Sperma: Zum Nachweis der Fruchtbarkeit oder einer Nebenhodenentzündung
  • Tränen: Nachweis der Menge im Seitenvergleich per ins Auge gelegten Lackmusstreifen
  • Schweiß: Per Löschblatt mit Anfärbung im Seitenvergleich (bei Nervenschäden), Labor (wichtig z. B. bei Mukoviszidose)

Elektrokardiographie (EKG)

  • Jede Zelle hat eine elektrische Ruhespannung (Ruhepotential). Bei Erregung einer Muskelzelle gibt es ein Aktionspotential. Von einer einzelnen Zelle kann man das problemlos ableiten. Das Herz hat Millionen Muskelzellen, bei denen die Erregung in einer bestimmten Reihenfolge über alle Muskelzellen fortgeleitet wird, dann bildet sich die Erregung zurück
  • Die Summe aller Erregung kann man nun mit einem Messgerät auf der Haut ableiten (= messen). Ein Zeiger mit Stift daran gibt die Ausschläge des Gerätes wieder. Wenn man ein Blatt darunter durchzieht, bekommt man von jeder Herzerregung ein typisches Bild aus Zacken, Kurven und Strecken
  • Dies wird gleichzeitig von verschiedenen Stellen des Herzens abgeleitet
  • Anhand unterschiedlicher Veränderungen des Bildes kann man z. B. erkennen: Sauerstoffmangel (Koronare Herzkrankheit = Verengung der Herzkranzgefäße mit der Konsequenz einer verminderten Versorgung des Herzens mit Blut und Sauerstoff), abgestorbene Bezirke (Herzinfarkt, auch Unterscheidung von frisch – alt), Erregungsstörungen, Leitungsblockierungen, Herzfrequenz, Rhythmusstörungen, Flimmern (Herzmuskelzellen schlagen unkoordiniert, dadurch kein Blutauswurf), Herzstillstand
  • Dies ist die wichtigste, sehr aussagekräftige und völlig ungefährliche, nicht belastende technische Untersuchung
  • Weitere Erläuterungen zum EKG: Wie funktioniert eigentlich – Das EKG

Belastungs-EKG (Ergometrie)

  • Oft zeigen Störungen sich erst bei Belastung, deshalb EKG und Blutdruckmessen während Kniebeugen oder besser mittels Fahren auf einem Fahrrad mit genormter zunehmender Belastung
  • EKG-Veränderungen bei Koronarer Herzkrankheit (= Verengung der Herzkranzgefäße mit der Konsequenz einer verminderten Versorgung des Herzens mit Blut und Sauerstoff), Herzrhythmusstörungen (die Sauerstoffversorgung reicht unter Belastung nicht mehr). Nachweis eines Belastungs-Bluthochdrucks
  • Nur aussagekräftig, wenn der Patient eine altersentsprechende maximale Herzfrequenz erreicht (hierfür gibt es Normwerte)
  • Nur unter Reanimationsbereitschaft (Reanimation = Wiederbelebung), da sehr selten ein Herzinfarkt durch die Untersuchung ausgelöst werden kann

Sonographie (Ultraschall)

  • Ähnlich Echolot am Schiff
  • Ein Schallkopf sendet Ultraschallwellen aus, diese werden vom Gewebe reflektiert, der Schallkopf empfängt diese, ein Rechner errechnet daraus Tiefe und Dichte der getroffenen Strukturen und zeigt ein Bild. Da unterschiedliche Gewebe unterschiedlich viel reflektieren, werden sie im Bild unterschiedlich hell dargestellt. Gar nicht leiten Knochen, Steine und Luft. Größenmessungen direkt am Bild möglich
  • Geeignet für den Bauch (Tumoren, Gallen-, Nierensteine, Leberverfettung…), die Schilddrüse (Größe, Knoten…), eine Schwangerschaft
  • Spezialform: Echokardiographie (Herzultraschall durch Haut oder Speiseröhre)
  • Genauere Erläuterung der Sonographie: Wie funktioniert eigentlich – Der Ultraschall

Doppler-Sonographie

  • Doppler-Effekt: Treffen Schallwellen auf eine sich bewegende Fläche, so wird ein Teil der Wellen mit geänderter Frequenz zurückgestrahlt
  • Geeignet für Gefäße: Die Fließgeschwindigkeit wird hörbar gemacht (oder auf Papier aufgezeichnet). Zum Nachweis von Stenosen (Stenose = Verengung in einem Gefäß), Verschlüssen, Gefäßverläufen. Besonders wichtig für die hirnversorgende Arteria carotis mit ihren Ästen und periphere Arterien (Fuß, Hand). Auch für Venen

Röntgen

  • Eine Röntgenröhre durchstrahlt den Körper von einer Seite mit radioaktiven Strahlen, auf der anderen Seite kommen je nach Gewebedurchlässigkeit (Knochen wenig, Luft viel) mehr oder weniger Strahlen an. Diese treffen entweder auf einen Film, der durch Entwicklung die Zahl der Strahlen anhand der Helligkeit darstellt, oder auf einen Bildschirm, der das Bild sofort darstellt und bewegte Darstellung mit Funktionsabläufen ermöglicht (dies kann mit Video aufgezeichnet werden, man nennt das eine Durchleuchtung)
  • Besonders geeignet zur Darstellung von Knochen, Herzform, Lunge (Tumoren, Entzündung, Ödem = Ansammlung von Wasser in Gewebe)
  • Die Strahlenbelastung einer einzelner Aufnahme ist geringer als bei einem Flug über den Atlantik, doch bei häufigen Aufnahmen muss man die Summation bedenken
  • Auch zur Therapie: Bestrahlung
  • Genauere Erläuterung des Röntgen: Wie funktioniert eigentlich – Das Röntgen

Kontrastmitteluntersuchungen

  • Wie Röntgen, aber es wird ein Kontrastmittel (nicht radioaktiv!) eingebracht, das keine Strahlung durchlässt, dadurch erhält man eine scharfe Darstellung der „angefärbten“ Struktur z. B.:
    • Breischluck oder Einlauf für Speiseröhre-Magen-Darm
    • Angiographie: Gefäßdarstellung durch Spritzen von Kontrastmittel
    • Digitale Subtraktions-Angiographie (DSA): Es werden 2 Aufnahmen gefertigt: 1 ohne, 1 mit Kontrastmittel. Ein Computer löscht im zweiten Bild alles vom ersten Bild („zieht ab“), übrig bleibt nur die mit Kontrastmittel angefärbte Struktur
    • Lymphographie: Darstellung der Lymphgefäße
  • Bei Gefäßprozessen (Verschlüsse, Stenosen [= Verengungen], Missbildungen, Thromben [= Blutgerinnsel, die an einer Gefäßwand anhaften]), Tumoren
  • Die Untersuchung birgt eine geringe Gefahr der allergischen Reaktion

Szintigraphie

  • Eine kurzlebige radioaktive Substanz wird in den Körper eingebracht, ein Messgerät (ähnlich einem Geigerzähler) fängt die radioaktiven Strahlen auf und zeichnet so auf, wie viel Substanz in welchen Körperregionen eingelagert wird.
  • Die Substanzen werden so gewählt, dass sie sich besonders in dem Gewebe einlagern, das den Untersucher interessiert, z. B. Knochen, Schilddrüse
  • Je aktiver der Stoffwechsel des betreffenden Gewebes ist, desto mehr wird eingelagert, z. B. Tumoren oder Entzündungsherde haben immer einen erhöhten Stoffwechsel, so hebt sich ein Knochentumor oder ein Schilddrüsenknoten besonders ab
  • Weitere Informationen unter Wie funktioniert eigentlich – Die Szintigraphie

Computertomographie (CT)

  • Wie Röntgen, nur dass sich der Röntgenstrahler einmal um den Patienten dreht. Auf der anderen Seite ist ein Ring von Sensoren, die die Strahlung auffangen. Ein Computer erhält so eine Fülle von Informationen und errechnet ein Schnittbild (immer nur als Querschnitt)
  • Mehrere Aufnahmen erreichen, dass der Körper in viele kleine Schichten „zerschnitten“ wird
  • Der Schnitt wird bei jeder Aufnahme vorgegeben, der Computer kann daraus verschiedene Darstellungen errechnen (z. B. Knochen oder bestimmte Gewebe stärker darstellen), ohne dass nochmals aufgenommen werden muss
  • Eine Aufnahme dauert weniger als 2 Sekunden, der gesamte Bauch entspricht der Strahlenbelastung einer einzigen herkömmlichen Bauchaufnahme
  • Hervorragende Aussagekraft zu allen Körperbereichen, man kann fast alles gut darstellen, kleinere Strukturen (z. B. winzige Tumoren) können jedoch verschwinden. Macht viele invasive Untersuchungen überflüssig
  • Kontrastmittel erhöht die Aussagekraft
  • Spezial-Form: Spiral-CT: Der Patient wird während der Aufnahme langsam vorgeschoben, besonders gut für dreidimensionale Bilder.
  • Weitere Informationen zum CT: Wie funktioniert eigentlich – Die Computertomographie

Kernspintomographie, Magnetresonanztomographie (NMR, MRT)

  • Der Körper wird einem starken Magnet- und Hochfrequenzfeld ausgesetzt. Dadurch werden körpereigene Atomkerne angeregt. Die Atome strahlen typische elektromagnetische Wellen zurück, wodurch unterschiedliche Gewebe verschieden dargestellt werden
  • Von einer einzigen Aufnahme kann der Computer die verschiedensten Schnitte errechnen (längs, quer… im Gegensatz zum CT), für verschiedene Gewichtungen müssen jedoch unterschiedliche Aufnahmen (Frequenzen) gemacht werden
  • Dazu verschwanden die Patienten bis vor kurzem noch völlig in einer Röhre, jetzt gibt es auch offene Geräte
  • Sehr laut
  • Die Darstellung ist schärfer als beim CT, außer sehr wenigen Ausnahmen ist es deutlich besser als ein CT
  • Keine Röntgenbelastung, aber teurer
  • Nicht immer anwendbar bei metallhaltigen Implantaten in Untersuchungsnähe
  • Kontrastmittel erhöht die Aussagekraft
  • Weitere Informationen zur Kernspintomographie: Wie funktioniert eigentlich – Die Kernspintomographie

Emissions-Computertomographie

  • Wichtigste Form: Positronen-Emissions-Tomographie (PET)
  • Kombination von Szintigraphie und Computertomographie (mit ringförmigen Sensoren ohne eigenen Röntgenstrahler)
  • Liefert hervorragende Schichtbilder, die durch szintigraphische Einlagerung von radioaktiven Substanzen detaillierte Auskunft über Stoffwechselaktivität z. B. des Gehirns liefern
  • Durch Anfärbung mittels Computer hervorragende Aussagekraft
  • Wird immer wichtiger, jedoch sehr teuer (besonders die Herstellung der Radionuklide)

Endoskopie

Untersuchung der Innenfläche von Hohlorganen. Es gibt zwei Formen:

  • Flexible Endoskope:
    • Flexibler Glasfaserschlauch mit Lichtquelle und Optik an der Spitze, über Rädchen kann die Sichtrichtung eingestellt werden. Durch Kanäle im Rohr kann Sekret abgesaugt werden, Fasszangen (für Biopsie), elektrische Schlingen (für Polypabtragung), Skalpelle etc. können eingeführt werden
    • Für den gesamten Magen-Darm-Kanal (Von Mund bis Enddarm) geeignet
    • Gastroskopie (Magenspiegelung): Betäubung für Rachen, ggf. Gabe eines kurz wirksamen Schlafmittels, der Schlauch wird durch den Mund vorgeschoben
    • Koloskopie (Dickdarmspiegelung): Ggf. Gabe eines kurz wirksamen Schlafmittels, der Schlauch wird durch den After eingeführt, gel. etwas schmerzhaft
    • Dünndarmspiegelung nur in großen Zentren
    • Geeignet zum Nachweis von: Entzündungen wie Gastritis (Magenschleimhautentzündung), Colitis (Dickdarmentzündung), Ulcera (Geschwüre), Tumoren mit Probenentnahme, Abtragung von Polypen, Abklärung von Magen-Darm-Blutungen
    • Sonderform ERCP = Endoskopische retrograde Cholangiopankreatographie: Ein kleiner Schlauch wird während einer Gastroskopie durch den Endoskopiekanal eingeführt und in den Gallengang eingebracht. Hierüber wird Kontrastmittel eingespritzt, mittels Röntgen können nun Gallen- und Pankreasgang dargestellt werden (zum Nachweis von Gallenwegssteinen, Tumoren)
    • Auch Bronchoskopie: Spülung der Bronchien zur Probengewinnung (Krankheitserreger, Tumorzellen), Fremdkörperentfernung
  • Starre Endoskope für Zystoskopie (Harnblasenspiegelung), Rektoskopie (Enddarmspiegelung)
  • Auch für andere Bereiche:
    • Arthroskopie (Gelenkspiegelung): Untersuchung und Therapie eines Gelenks durch 2-3 kleine Schnitte und Einführen des Endoskop und von Instrumenten
    • Laparoskopie (Bauchspiegelung): Wie Arthroskopie. Auch für endoskopische Operationen: MIC (Minimal Invasive Chirurgie), z. B. zur Gallenblasenentfernung

Probelaparotomie

  • Operative Eröffnung des Bauchraum zur Diagnostik unklarer Befunde

Belastungstests

  • Exposition (der Patient wird einem Stoff ausgesetzt)
  • Allergietests

Differentialdiagnose (DD)

Unterscheidung ähnlicher Krankheitsbilder.
Z. B. der Brustschmerz bei Herzinfarkt könnte auch folgende Ursachen haben:
Entzündung der Speiseröhre, Bronchienreizung, Reizung der Intercostal(= Zwischenrippen)nerven (häufigste), Muskelkater der Rippenmuskeln (z. B. bei Husten), Knochentumor oder Bruch von Brustbein oder Rippen.

Verlauf

  • Dauer:
    • Akut: Kurzfristig (Stunden bis Tage), meist plötzlich und relativ heftig
    • Subakut: Weniger akut, meist etwas länger (Tage bis wenige Wochen), meist nicht so plötzlich und heftig
    • Chronisch: Langdauernd (Monate bis Jahre, Jahrzehnte): Meist zu Beginn milder, stadienartig, führt oft später zu schweren Schäden
  • Ausgang:
    • Völlige Wiederherstellung = Restitutio ad integrum
    • Defektheilung: Die Krankheit ist abgeklungen, hat jedoch bleibenden Schaden hinterlassen (z. B. Lähmung nach Schlaganfall). Das nennt man eine Behinderung oder ein Leiden. Wichtig für Patienten ist das Ausmaß der Behinderung. Es gibt drei Formen: Körperlich (Lähmung, Amputation, Organschaden), geistig (nach Hirnverletzungen, angeboren), psychisch (Neurosen, Psychosen)
    • Tod = Exitus letalis
    • Wiederaufflammen der Krankheit = Rezidiv
    • Nur vorübergehendes Verschwinden der Krankheitszeichen = Remission
  • Kompensation
    • Kompensiert: Die Leistungseinschränkung des geschädigten Organsystems kann voll ausgeglichen werden (durch Gegenreaktion des Körpers oder Therapie), z. B. Pumpschwäche des Herz (Herzinsuffizienz) durch Medikamente, Verlust einer Niere durch Mehrleistung der anderen Niere
    • Dekompensiert: Der Körper oder die Therapie kann Einschränkung nicht mehr ausgleichen, so entstehen z. B. Beinödeme (Ödem = Ansammlung von Wasser in Gewebe) oder Luftnot bei Herzinsuffizienz. Möglicherweise ist eine Verbesserung durch Veränderung der Therapie möglich. Schwerste Dekompensation führt zu Organversagen und Exitus letalis.
      Wird bei vielen Krankheiten in Stadien eingeteilt, z. B. Herzinsuffizienz: Stadium II Beschwerden erst bei starker körperlicher Belastung, Stadium IV Beschwerden schon in Ruhe

Therapie

Es gibt wohl hunderttausende Therapieverfahren. Hier sollen nur die Allerwichtigsten aufgelistet werden.
Vorab ein paar Begriffe:

  • Konservative Therapie: Alles, was nicht chirurgische Therapie ist
  • Indikation
    • Zwingender Grund für die Anwendung eines bestimmten Therapieverfahrens. Indiziert = angezeigt
  • Kontraindikation
    • Gegenanzeige, Grund eine Therapie nicht anzuwenden
    • Z. B. Blutdrucksteigernde Mittel bei Bluthochdruck (z. B. bestimmte Medikamente, warme Bäder, intensive Krankengymnastik) oder bei Vorhandensein einer Allergie auf bestimmte Medikament

Therapieziele

Begriffspaare kausale – symptomatische, kurative – palliative Therapie

  • Kausale Therapie: Behandlung der Ursache
  • Symptomatische Therapie: Nur Behandlung der Symptome, nicht der Ursache
  • Kurative Therapie: Ziel ist die Heilung
  • Palliative Therapie: Ziel ist die Linderung ohne Versuch der Heilung (z. B. bei Tumoren, die schon viele Metastasen (Tochtergeschwulste) gestreut haben, nimmt man den Tumor nur zur Schmerzlinderung oder Lebensverlängerung heraus)
    • Wenn man Erkältungen außen vor lässt, sind die meisten Krankheiten nicht heilbar (d. h. die meisten haben wir wohl im Griff, aber nicht geheilt, z. B. Hypertonus [Bluthochdruck], Diabetes [Zuckerkrankheit])
  • Unterlassen der Therapie: Muss bei bewusstlosen Sterbenden das Sterben verlängert werden?
    • Aktive Lebensverkürzung: Vorsätzliche Tötung
    • Passive Lebensverkürzung: Verzicht auf lebensverlängernde Maßnahmen
    • Die allermeisten Patienten wollen nicht sterben. Meist nur dann, wenn sie Schmerzen haben, sonst fast immer, weil Angehörige das Leiden nicht mehr sehen können
    • Deutschland ist immer noch Entwicklungsland bei Schmerztherapie: Nahezu kein schwerkranker Mensch muss Schmerzen haben, trotzdem kann meist das volle Bewusstsein erhalten werden. Anders ist es nur bei eher leichten chronischen Schmerzen, da ist eine Therapie oft sehr schwer

Gesetzliche Anmerkung

  • Vom Gesetz gefordert: Nur eine ausreichende Versorgung (d. h. keine „gute“ Versorgung), darauf können sich die Krankenkassen berufen. Trotzdem kann im Einzelfall der Arzt/Therapeut belangt werden, wenn er dem Patienten etwas vorenthält. Die Folge ist, dass Ärzte z. T. auf eigene Kosten therapieren müssen.
  • Folge: Eine zunehmende Rationierung: 59% der Ärzte meinten schon 1997, dass bereits eine Rationierung stattfindet (d. h. Zuteilung von lebenswichtigen medizinischen Gütern und Dienstleistungen). Zusätzlich suchen immer mehr medizinische Dienstleister Einsparungsreserven (z. B. Personalkürzung in Krankenhäusern und Praxen)
  • Wegen der zunehmenden Geldnot im Gesundheitswesen müssen die Patienten zu den meisten Therapien Zuzahlungen leisten. Zusätzlich gibt es ganze Listen von Medikamenten, die nicht mehr verschrieben werden dürfen, z. B. Erkältungsmittel oder Rachentherapeutika

Ethische Anmerkung

In manchen Ländern zahlt die Krankenversicherung ab einem gewissen Alter keine Dialyse mehr, es sei denn, der Patient hat dies extra versichert.
Wo soll man einschränken? Nach Alter? Nach Schwere der Erkrankungen? Nach Kosten der Therapien?
Nichts davon ist ethisch zu rechtfertigen, trotzdem steuern wir weiter zu auf eine Zwei-Klassen-Medizin mit Einschränkungen für Arme mit entsprechend verkürzter Lebenserwartung.

Der Therapieweg des Patienten

  1. Nichts tun, erst mal beobachten („was von alleine kommt, geht von alleine weg“)
  2. Selbsthilfe
  3. Fragen im Freundes-, Familienkreis
  4. Nichtärztliches Gesundheitswesen (Apotheken, Therapeuten)
  5. (Haus)Arzt

Hausarzt: Allgemeinarzt, praktischer Arzt, z. T. Internist, Pädiater. Gynäkologe sollte es nicht sein (wegen der fehlenden allgemeinmedizinischen Ausbildung).

Medikamentöse Therapie

  • Peroral (p. o.): Über den Mund zugeführt
    • Pulver, Tabletten, Saft, Tropfen, Kapseln…
    • Retard = Langzeitwirkung, z. B. durch allmähliche Freisetzung des Medikaments
  • Rektal: Über den After zugeführt
    • Suppositorium (= Supp. = Zäpfchen), Klistier…
    • Vorsicht: Richtige Applikation muss deutlich erklärt werden (z. B. für Ausländer…)
  • Parenteral: Unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes: Injektion, Infusion, Inhalation
    • Intravenös (i. v.): In die Vene eingebracht
      • Unterarm, Hand, Ellenbeuge
      • Kann als Verweilkanüle länger liegen bleiben, um immer wieder genutzt zu werden
      • Auch zentral: Einbringen eines Katheters in die Halsvenen, dann diesen bis vor das Herz vorschieben
      • Beim Säugling werden die Schädelvenen genutzt
    • Intramuskulär (i. m.): In den Muskel eingebracht
      • Musculus glutaeus maximus (Pomuskel), Musculus deltoideus (Oberarmmuskel), bei Kindern in den seitlichen Oberschenkel
    • Subcutan (s. c.): Direkt unter die Haut eingebracht
      • An Bauch oder Oberschenkel
    • Intracutan (i. c.): In die Haut eingebracht
    • Transdermal: Über die Haut in den Körper eingebracht
      • Pflaster, die den Wirkstoff nach und nach abgeben. Der Wirkstoff ist so verpackt, dass er durch die Haut in den Körper aufgenommen wird (Nikotinpflaster, Opioid-Schmerzpflaster)
      • Hat den Vorteil, dass über längere Zeit ohne Spritze immer die gleiche Dosis im Körper vorhanden ist
    • Intraarteriell (i. a.): In die Arterie eingebracht
      • Genutzt wird die Arteria radialis am Handgelenk
    • Intraartikulär: In das Gelenk eingebracht
  • Lokal: Salben, Pflaster, Umschläge, Bäder, Spülungen…

Placebo: Scheinmedikament (zur Stillung eines subjektiven Patientenbedürfnis oder bei Studien als Vergleichssubstanz)

Unerwünschte Wirkungen

  • Früher „Nebenwirkungen“ (dieser Begriff ist zu relativ, denn nicht immer sind Nebenwirkungen schlimm, manchmal sogar erwünscht)
  • Die Angaben von Nebenwirkungen ist bei jeder Therapie Pflicht, aber praktisch in der Ausführung völlig unmöglich, psychisch auch nicht geschickt, dem Patienten vor jeder Therapie Angst zu machen, auch bekommen viele Patienten garantiert einige Nebenwirkungen, die sie hören
  • Aus Rechtsgründen zählen alle Medikamentenhersteller jede mögliche Nebenwirkung auf, selbst wenn diese nur extrem selten auftaucht

Compliance

  • Bereitschaft, Mitarbeit des Patienten bei der Therapie (gilt für alle Therapien und auch für die Diagnostik)
  • Begrenzt nicht nur durch bewusstes Untergraben der Therapie (z. B. Wegkippen der Medikamente im Krankenhaus, „da alles Gift ist“, dies ist relativ häufig), sondern auch durch Vergessen der Einnahme, zu wenig, zu viel, falsche Zeit, altersbedingtes Unvermögen (Medikamente zuzuordnen oder Döschen und Blister zu öffnen)
  • Beispiel einer Studie über Medikamente: Compliance 61-70jährige: Ca. 34%, über 70jährige: Ca. 20%

Physikalische Therapie

  • Physiotherapie (Krankengymnastik, Manuelle Therapie, Massage…)
  • Ergotherapie (ehem. Beschäftigungs- und Arbeitstherapie)
  • Wasser, Wärme, Kälte, Luft, Licht

Verbände

  • Verschiedenste Materialien und Techniken
  • Wundverschluss, Kompression, Ruhigstellung (Elastische Binden, Schienen, Gips, Tape…), Salbenverbände

Strahlentherapie

  • Radioaktive Bestrahlung z. B. bei bösartigen Tumoren. Die Gefahr von Strahlenschäden ist groß, wird minimiert durch eine Bestrahlung von verschiedenen Seiten mit niedrigen Dosen, die sich im Herd addieren
  • Im weiteren Sinne auch Laser (Chirurgie, Augenheilkunde), UV-Licht, Infrarotlicht, Stoßwellen (z. B. Zertrümmerung von Nierensteinen)

Psychotherapie

  • Unübersichtliche Vielfalt von Verfahren. Theoretisch wichtiger Ansatz, da fast 100% der Krankheiten zumindest psychisch beeinflusst, oft sogar (mit)verursacht werden.

Chirurgische Therapie

  • Operative Therapie mit verschiedenen Schnitt- und Nahttechniken
  • Angefangen von der Entfernungen kleiner Hautanhänge bis zu ausgedehnten Operationen in der Bauchhöhle oder am offenen Herzen
  • Manches wird erleichtert durch die MIC (Minimal Invasive Chirurgie): Einführen von Endoskopen durch 2-4 Bauchschnitte. Gut z. B. zur Operation der Galle, Eierstöcke, Knie, Blinddarm und bei Leistenbrüchen. Wird in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen

Punktionen

  • Venenpunktion (s. o., auch zum Aderlass), Pleurapunktion (Pleura = Lungenfell), Aszitespunktion (Aszites = Flüssigkeitsansammlung im Bauchfell),…

Rehabilitation

  • Medizinische Rehabilitation
    • Maßnahmen zur medizinischen Wiederherstellung: Anschlussheilbehandlung nach Herzinfarkt, Versorgung mit Behindertenprothesen, Krankenfahrstühlen…
  • Berufliche Rehabilitation
    • Wiedereingliederung in den Beruf, Umschulung…
  • Soziale Rehabilitation
    • Maßnahmen zur sozialen Wiedereingliederung: Fahr- und Mahlzeitendienste, spezielle Bildungs-, Freizeit-, Sportangebote (z. B. Behindertensport)

Diäten

Dies ist ein ganz eigenes ausführliches Kapitel, da hier viel Unsinn gemacht wird. Deshalb hier nur wenige Stichworte:

  • Es gibt fast keine medizinisch begründbaren Diäten mehr, außer bei bestimmten Stoffwechselstörungen, wenn echte Unverträglichkeiten bestehen. Nahrungsmittelallergien allerdings sind viel seltener als diagnostiziert
  • Selbst die Diabetesdiät ist nahezu abgeschafft
    Bei Übergewicht ist eine Diät in aller Regel sinnlos, hinterher wird es schlimmer als vorher
  • Statt dessen: Lebenslange Ernährungsumstellung nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Dies kann sehr appetitlich sein und erlaubt sogar gelegentliche Eskapaden
  • Krebsdiäten und ähnliches bringen nachweislich nichts
  • Somit sind fast alle Diäten entweder Geldschneiderei oder gehören ins Reich des Glaubens

Prognose

  • Gut: Erkältung, Verstauchung
  • Schlecht: Hirnblutung
  • Infaust = Aussichtslos: Metastasierter (Metastasen = Tochtergeschwulste) bösartiger Tumor
  • Zweifelhaft = Zwischen gut und schlecht, offener Ausgang: Z. B. Herzinfarkt

Die Aussagen können je nach Blickrichtung unterschiedlich gegeben werden: Für Überleben, Gesundung, Restitutio ad integrum.
Die Prognose ist abhängig von Grunderkrankungen, Konstitution (Disposition, Resistenz, auch Überlebenswillen), Therapiemöglichkeiten (eine bei uns gute Prognose kann in Mittelafrika infaust sein), auftretenden Komplikationen…

Prophylaxe

Prophylaxe = Vorsorge = vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung von Krankheiten.
Prävention = Wortbegriff wie Prophylaxe, wird jedoch seltener bei der Besprechung einer konkreten Krankheit benutzt (wie Prophylaxe), mehr im bevölkerungsstatistischen Zusammenhang, entstammt dem eigenen Fachgebiet der Präventivmedizin.

Primäre Prävention

  • Risikofaktoren sollen ausgeschaltet werden bevor daraus eine Krankheit entsteht
  • Beispiele:
    • Schutzimpfungen (s. u.)
    • Aufklärungen
    • Bewegung, Sport
    • Vorbeugung gegen Mangelerkrankungen (Vitamin D für Kinder, Jodgabe)
    • Vollwertige, ausgewogene Ernährung
    • Stressvorbeugung und -bewältigung
    • Vermeidung von Risikofaktoren
    • Entsprechende Kurse
  • Wird von Patienten meist nicht aufgenommen, es ist ein hohes Maß an persönlichem Engagement erforderlich, um kleine Erfolge zu erzielen
  • Vielzahl von Informationsmaterial von Krankenkassen, Pharmaindustrie, Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung, Suchtberatungsstellen, Selbsthilfegruppen…
  • Risikofaktor: Begriff aus der Vorsorgemedizin. Krankmachende Bedingungen, die man bei Bevölkerungsstudien statistisch gesichert hat
    • Medizinische Risikofaktoren (z. B. Erhöhter Cholesterinspiegel, Bluhochdruck, Zuckerkrankheit, Übergewicht, Rauchen)
    • Psychosoziale Risikofaktoren (z. B. Stress, Bewegungsmangel, Sexualverhalten, Risikobereitschaft beim Sport)

Sekundäre Prävention

  • Sicherstellung frühestmöglicher Diagnostik und Therapie durch Vorsorgeuntersuchungen
  • Wird auch nicht ausreichend von Patienten angenommen
  • Sinn:
    • Ein bösartiger Tumor, der entdeckt wird, solange er noch kaum Symptome macht, ist wesentlich besser zu behandeln als ein symptomatischer Tumor
    • Ein Diabetes mellitus (= Zuckerkrankheit) oder Hypertonus (= Bluthochdruck) sollte gefunden werden, bevor irreversible Schäden eintreten (wie Arteriosklerose = Arterien„verkalkung“)
  • Früherkennungsuntersuchungen:
    • Kinder-Vorsorgeuntersuchungen: U1-U9+J1. Ablauf nach festen Kriterien
    • Jugendarbeitsschutzuntersuchung: Auszubildende unter 18 Jahren
    • Krebsfrüherkennungsuntersuchungen: Frauen ab 20 Jahren jährlich, Akzeptanz 34%; Männer ab 45 Jahren jährlich, Akzeptanz deutlich geringer
    • Gesundheitsuntersuchung (Check-Up): Ab 35 Jahren alle 2 Jahre. Insbesondere Suche nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nieren-Blasen-Erkrankungen, Diabetes (= Zuckerkrankheit), Risikofaktoren
    • Ausführliche Informationen zu Vorsorgen im Artikel Vorsorge und Prävention

Tertiäre Prävention

  • Krankheit ist bereits eingetreten, Verschlechtern bzw. Rezidiv sollen verhindert werden
  • Beispiele:
    • Blutdrucksenkung und Raucherentwöhnung nach Schlaganfall
    • Ernährungsberatung bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Auch Maßnahmen zur Wiederherstellung (Rehabilitation)
  • Hier sind Patienten meist einsichtiger

Schutzimpfung

Während im Kindesalter oft noch einsichtig, werden Schutzimpfungen bei Erwachsenen sträflich vernachlässigt. Dadurch droht die Gefahr neuer Epidemien (wie vor wenigen Jahren in Finnland und Holland vorgekommen). Viele Krankheiten könnten jedoch ausgerottet werden.

  • Aktive Impfung
    • Der Körper muss selbst die Antikörper (= Eiweiße unseres Körpers, die sich auf ein typisches Antigen setzt und damit die Immunabwehr in Gang bringen) bilden, indem das Antigen (= Typische Substanz eines Krankheitserregers, die eine Immunabwehr bei uns auslöst) zugeführt wird
    • Die Wirkung beginnt erst nach einiger Zeit, dauert aber länger (bis über 10 Jahre, je nach Krankheit)
    • Lebende, aber abgeschwächte Erreger: Frühere Polio-Schluckimpfung (nur noch in Epidemiefällen, geringes Risiko), Masern, Mumps, Röteln, Tuberkulose, Gelbfieber
    • Tote Erreger oder deren Teile: Polio, Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Hepatitis A + B, Influenza, FSME, Tollwut, HIB
    • Die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) werden ständig aktualisiert. Die im Impfkalender aufgeführten Schutzimpfungen sind sehr zu empfehlen.
    • Allgemein gibt es fast kein Risiko bei Totimpfstoff (außer seltenst Allergie), geringes Risiko bei Lebendimpfstoff (Ansteckung sehr selten)
  • Passive Impfung
    • Es werden dem Körper die Antikörper zugeführt (Immunglobulin, Serum)
    • Die Impfung ist sofort wirksam, die Wirkung hält aber nicht so lange an
  • Simultanimpfung
    • Kombination aus aktiver und passiver Impfung, vor allem Tetanus bei mangelndem Schutz und frischer Verletzung
  • Mehrfachimpfung
    • Spart Stiche, Abstände zu vorherigen anderen Impfungen (es gibt einige Regeln) werden vermieden
    • Kinder: Masern-Mumps-Röteln, Diphtherie-Tetanus-Keuchhusten
    • Erwachsene: Diphtherie-Tetanus, Diphtherie-Tetanus-Polio

Ausführliche Informationen zu Schutzimpfungen im Artikel Wie funktioniert eigentlich – Die Schutzimpfung

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